Jan Hofer

New – New Bericht Phase #1

Im Zentrum dieses Projekts steht die sogenannte «Rumford Fliese», das erste Produkt, das gezielt für raumakustische Zwecke entwickelt wurde. Diese besondere Art von Keramik wurde im frühen 20. Jahrhundert erfunden, um in Auditorien das Echo zu brechen und die Raumakustik für das gesprochene Wort zu optimieren.

Jan Hofer – The New New Material

ZUM PROJEKT:
Im Zentrum dieses Projekts steht die sogenannte «Rumford
Fliese», das erste Produkt, das gezielt für raumakustische
Zwecke entwickelt wurde. Diese besondere Art von Keramik wurde
im frühen 20. Jahrhundert erfunden, um in Auditorien das Echo zu
brechen und die Raumakustik für das gesprochene Wort zu
optimieren. Der Kern der Erfindung war eine einfache und
zugleich schöne Idee: Man durchmischte Keramik-Ton mit
kleinteiligem, organischem Material. Später, in der Hitze des
Brennofens evaporierte dieses und hinterliess ein
unregelmässiges Netz von Lufteinschlüssen im Ton.
Daraus resultierten Keramikplatten, die porös und somit
schallabsorbierend waren. Dank dieser Eigenschaft wurde die
Rumford Fliese gerne in grossen Innenräumen wie z.B. in Kirchen
eingesetzt, dies jedoch nur für ein paar Jahrzehnte. Danach nahm
die Nachfrage ab, die Herstellung wurde eingestellt und das
Produkt geriet in Vergessenheit.
Heute, gut hundert Jahre später, arbeite ich daran, dieses
bemerkenswerte Material wieder zu entdecken, weil ich glaube,
dass dieses Anti-Echo-Objekt gerade heute wieder von Bedeutung
sein kann – sowohl akustisch als auch metaphorisch.

ZUM LEARN:
Hauptziel der ersten LEARN-Phase war es, die bestmögliche
Materialzusammensetzung und ein entsprechendes
Produktionsverfahren zu finden. Dazu arbeitete ich während gut
zwei Wochen in der Werkstatt Lohner Ziegelei AG, wo ich in
handgefertigten Test-Mischungen verschiedene Tonarten
systematisch und mit organischen Materialien durchsetzte. Die
daraus resultierten Prototypen, wurden dann auf Stabilität und
Schallabsorption getestet. Dabei wurde klar:
– Bei der Wahl der Tonart spielt der Anteil von Schamott-Sand im
Ton eine entscheidende Rolle. Nur Tonmischungen mit einem
geringen Schamott-Anteil bleiben trotz dem Zusatz von
organischen Materialien stabil.
– Die organischen Zusatzmaterialien müssen verschiedene
Kriterien erfüllen: Erstens sollen sie ihre Form beim Kontakt
mit Wasser möglichst nicht verändern, weil ein aufquellen zu
Spannungen und Rissen in den Tonplatten führt. Zweitens müssen
sie bei den 1000°C im Brennofen möglichst rückstandslos
verbrennen, weil ihre Asche sonst die Poren der Tonplatten
verstopft und somit ihr Schallabsorptionspotential verringert.
Drittens müssen sie aus ökologischen und ökonomischen Gründen
einfach und in grossen Mengen zugänglich sein. Ideal sind
Abfallprodukte aus der lokalen Land- oder Forstwirtschaft.
– Beim Mischverhältnis von Ton zu organischen Zusatzmaterialien
muss man richtig abwägen. Ist der Anteil an Zusatzmaterialien zu
gering, gibt es zu wenig Lufteinschlüsse und die Platte ist
nicht schallabsorbierend. Ist der Anteil an Zusatzmaterialien
jedoch zu hoch, wird die Platte spröde und zerbricht. Hier muss
das richtige Gleichgewicht gefunden werden.
Unter Berücksichtigung dieser Faktoren konnte ich schlussendlich
die bestmögliche Materialzusammensetzung ermitteln und einen
klaren Produktionsablauf definieren. So konnte ich meine erste
LEARN-Phase abschliessen, in dem ich die eigenhändigen
Einzelanfertigungen zurück liess und die Lohner Ziegelei AG mit
der Produktion einer ersten Serie des New New Materials
beauftragte.
In der nächsten Phase meines LEARNs möchte ich nun mit dieser
Fliesen-Serie arbeiten und sie in verschiedenen Räumen dem Echo
aussetzen.